© Hernia Care Concept
Allgemeine Begriffe
Bruch = Hernie
Leistenbruch = Inguinalhernie
Schenkelbruch = Femoralhernie
Nabelbruch = Umbilikalhernie
Zwerchfellbruch = Hiatushernie
Narbenbruch = Narbenhernie
Brüche kommen häufig vor. Es gibt viele Formen der Bauchwandbrüche, doch ist der Leistenbruch der
häufigste und bekannteste. Viele Leistenbrüche werden vom Patienten selbst festgestellt und als solche erkannt.
Nicht umsonst ist die Operation einer Inguinalhernie der häufigste wahlchirurgische Eingriff überhaupt.
Häufig gestellte Fragen
Was ist ein Bruch?
Ein Bruch (Hernie) ist ein Defekt (Loch) der Bauchwand, der zu einer Ausstülpung des Bauchfells
(Peritoneum - die innere Auskleidung der Bauchhöhle und Überzug aller Bauchorgane) führt.
Diese Bauchfellausstülpung (Bruchsack) kann (muss aber nicht) nebst Fettzotten, Harnblasenwand,
Bauchfellfettschicht auch Darmschlingen beinhalten. Unter bestimmten Umständen kann der Bruchinhalt einklemmen
(Inkarzeration) und lässt sich nicht wie üblich durch Hinlegen oder äusseren Druck in den Bauch zurückverlagern (reponieren).
Dies kann zu einer Durchblutungsstörung und Absterben des Bruchinhaltes führen (Strangulation und
Nekrose) mit erheblichen Folgen.
Wie sieht ein Leistenbruch aus?
Meistens bemerkt der Bruchträger im Stehen eine Vorwölbung in der Leiste, die im Liegen spontan verschwindet.
Kleine Brüche sind manchmal kaum sichtbar, verursachen jedoch häufig stärkere Beschwerden.
Was ist ein Schenkelbruch?
Der Schenkelbruch (Femoralhernie) ist eine typische Bruchform der Frau. Bei Männer seltenes Auftreten,
am ehesten ist diese Bruchform als Rückfall nach einem früheren Leisteneingriff zu sehen.
Muss der Leistenbruch immer schmerzhaft sein?
Der Schmerz ist nicht das regelmässige Hauptsymptom. Die meisten Beschwerden treten nach körperlicher
Anstrengung (Tragen, Heben, langes Laufen oder Stehen, Pressen, Sport, etc.) auf. Ein anhaltender
oder gar zunehmender Schmerz kann ein Warnzeichen für eine Einklemmung sein.
Wie schnell muss man handeln?
Ein Bruch hat keine Chance spontan auszuheilen. Die einzige sinnvolle Therapie ist eine operative Versorgung
als ein klassischer Wahleingriff. Ein Bruchband kann ein vorübergehendes Hilfsmittel sein, ist jedoch keine
zeitgemässe dauerhafte Lösung. Es kann den Bruchinhalt am Austritt hindern und somit helfen,
die Zeit bis zur definitiven Sanierung zu überbrücken.
Bei einer Einklemmung ist ein sofortiges Handeln erforderlich.
Was ist eine Einklemmung? Wie merkt man's?
Einklemmung = Inkarzeration.
Verfangt sich der Bruchinhalt im Bruchsack und gleitet nicht zurück, kann es unter Umständen zu einem akuten
Blutstau kommen. Dies ist sehr schmerzhaft und folgenschwer. Wird ein solcher Stau nicht innert wenigen Stunden behoben,
kann es zum Absterben des eingeklemmtes Gewebes kommen (Darmschlingen, Fettzotten, etc.) mit
erheblichen Konsequenzen.
Diagnostik
Stufe 1. Selbstbeobachtung:
Im Stehen oder nur unter Anstrengung auftretende Schwellung, welche im Liegen spontan verschwindet.
Stufe 2. Hausarzt:
Abtasten der Leistenregion im Stehen, unter Pressen oder Husten. Vorgeschichte.
Stufe 3. Spezialist, Chirurg:
In den allermeisten Fällen kann er/sie die Diagnose ohne zusätzliche Untersuchungen stellen. Bei unklarer Situation (Leistenbeschwerden ohne
fassbare Schwellung, untypische Schmerzen, Sportlerleistenschmerz, etc.) ist der nächste Schritt:
Stufe 4. Ultraschall:
Die Ultraschalluntersuchung (US) der Leiste gehört in die Hände eines erfahrenen Spezialisten. Die Diagnose-Stellung steht und fällt mit der Erfahrung des Untersuchers und der Qualität seiner Apparatur. Viele Ärzte haben ein Ultraschallgerät. Die wenigsten sind jedoch in der Lage die Leiste beurteilen zu können. Der US leistet einen sehr guten Dienst, ist aber nicht 100%-ig.
Stufe 5. MRI, Magnetresonanz:
Dieses doch nicht ganz billige Verfahren soll unter Pressen vorgenommen werden (Press MR). Es kann (muss aber nicht) die Diagnose erhärten, oder andere in Frage kommende Beschwerdenursachen eruieren.
Stufe 6. Herniographie:
Ein spezielles, invasives Röntgenverfahren. In die Bauchhöhle gespritztes Kontrastmittel kann helfen, die Ausstülpungen zu erfassen, hat aber eine eigenständige Komplikationsrate und gehört insgesamt eher in ein medizinisches Museum. Wenn schon invasiv, dann etwas, das zur Therapie führen kann:
Stufe 7. Diagnostische Laparoskopie:
(Bauchspiegelung), die zur Therapie erweitert werden kann: Laparoskopische Hernienreparation TAPP.
Aufklärung
Erfahren, was man hat, was einem fehlt oder was zu tun wäre, ist eine Mindestvoraussetzung, um persönliche Entscheidungen treffen
zu können. Ob jeder Patient nach einer adäquaten Aufklärung seine Erkrankung und deren Konsequenzen nachvollziehen, oder gar verstehen kann, ist fraglich. In der heutigen Informationsflut und deren Beliebigkeit kann das Internet zwar wertvolle Hinweise liefern, aber nicht
werten.
Wissen und Können schliessen sich nicht aus, sind aber in Durchschnittsituationen nicht immer zugleich vorhanden. Dies gilt in chirurgischen Disziplinen um so mehr. Die Hernien-Wissenschaft, Wissen und Können haben in den letzten 15 Jahren eine wesentliche Entwicklung durchgemacht. Die Existenz einer Bindegewebsschwäche (Herniosis, Kollagen-Defizienz) wurde erkannt, die Risikofaktoren ebenfalls. Der Beweis des vorteilhaften Einsetzens eines nicht resorbierbaren Netzes wurde erbracht.
Die "European Hernia Guidelines 2008", an deren Entstehen ich stellvertretend für die Schweiz mitverantwortlich bin,versuchen im Interesse aller Patienten die bestmöglichen Behandlungs-Strategien zu evaluieren, zu werten und unter Berücksichtigung künftiger Weiterentwicklungen zu verwalten.
Die Zeiten der Alleswisser sind beinahe vorbei, die Zeiten der Alleskönner sind es schon lange.
Der berechtigte Qualitätsanspruch auf die sogenannte banale Operation lässt es logisch erscheinen, dass auch in dieser Sparte Spezialisten Besseres zu bieten haben, als die vor 30 Jahren ausgebildeten Allrounder (z.B. Urologen).
Informieren Sie sich, fragen Sie.
Therapiewahl
Je nach Lokalisation und Grösse der Brüche, Gewebsqualität und Alter des Patienten, seiner zu erwartenden Körperbelastung, usw. gibt es
unterschiedliche Zugänge und unterschiedliche Operationstechniken. Grundsätzlich können Hernien "offen", d.h. durch einen grösseren Schnitt, oder "laparoskopisch/endoskopisch" durch kleine Schnitte angegangen werden. Da die therapeutischen Ansätze der Leistenbrüche,
Zwerchfellbrüche, Rückfallbrüche oder Narbenbrüche zu unterschiedlich sind, müssen sie jeweils separat besprochen werden.
Die endoskopischen Eingriffe erfordern ausnahmslos eine allgemeine Vollnarkose. Bei offenen Reparationstechniken der Leistenbrüche wäre nebst Narkose oder Rückenmark-anästhesie auch eine lokale Betäubung möglich. Diese erfreut sich jedoch keiner grossen Popularität, weder bei Patienten noch bei Chirurgen. Dank des pharmakologischen Fortschritts in der Anästhesie ist der anfängliche Enthusiasmus der möglichen Kosteneinsparung (vor allem in Skandinavien) durch die Realität eingeholt worden. In den meisten europäischen Ländern ist die Verwendung der örtlichen Betäubung rückläufig und liegt unter 5% aller Leistenbrüche.
Der grosse Fortschritt der Bruchchirurgie, die wesentlich selteneren Rückfälle, die verbesserte Lebensqualität der Patienten und deutlich schnellere Reintegration ins normale Leben haben einen gemeinsamen Nenner: Kunststoffnetze.
Es gilt heute als gesichertes Wissen (Evidenz basiert), dass die Verwendung der Netze in der Leistenbruchchirurgie eine klare Senkung der Rückfallsrate zu Folge hat ungeachtet des Zuganges und dass die "offenen Zugänge", s.o., deutlich mehr Schmerzen und längere
Arbeitsunfähigkeit verursachen. Die Netze haben eine rasante Entwicklung hinter (und vor) sich und verdienen schon wegen der Diversität der
unzähligen Produkte ein eigenes Kapitel.
Die Hernienchirurgie hat in den letzten Jahren einen grossen Wandel und Fortschritt erlebt. Ein Spezialisierungsprozess ist im Gang. Richten Sie Ihre Fragen deshalb an Fachspezialisten. Es lohnt sich.
Netze
Die Grundidee der Netzverstärkung ist das Einwachsen des Bindegewebes in ein nicht resorbables Gerüst. Die vollständige Inkorporation
des "Fremdkörpers" ist das Ziel. Wir liefern die Armierung und der Patient sein eigenes Beton.
Die ersten nicht resorbablen Polypropylen-Netze wurden durch Francis Usher 1962 eingeführt. Seither hat sich einiges geändert. Über 270 verschiedene Netze sind heute im Handel. Die heutigen Netze bestehen aus Polypropylen, Polyester, Polytetrafluoroethylen oder
Polyvinylidenfluorid. Einige beinhalten zusätzlich resorbable Anteile, welche die Handhabung verbessern oder Einwachsen des
Wirtsgewebes optimieren.Die anfänglich geforderte Stärke des Materials hat der Biokompatibilität weichen müssen. Das Resultat der
jahrzentenlanger Forschung sind die "materialreduzierten" Netze - light-weight meshes. Wenig Fremdkörper, genügende Stärke, minimale Narbenschrumpfung, optimales Verhalten. Im Klartext: Die netzbasierten Reparationstechniken weisen eine
eindeutig niedrigere Rückfallsrate auf. Abstossung des Netzes aufgrund der Nichtverträglichkeit gibt es nicht. Ein korrekt implantiertes Netz
wird vom Empfänger nicht gefühlt, nicht gespürt, nicht wahrgenommen. Ein Implantat (Fremdkörper) erhöht das Risiko einer Infektion mit nachteiligen Folgen. Die endoskopischen Techniken verursachen wesentlich weniger Infekte als die offenen Verfahren (Lichtenstein, Plug und Patch, etc.) Die eigene Infektionsrate seit 1992 bis 2013 bei über 4000 Netzen beträgt stolze 0,0 %!
Die Bedeutung der nicht resorbablen Netze in der Hernienchirurgie wurde durch zahlreiche Untersuchungen bekräftigt. Die Europäischen Richtlinien für Hernien-Chirurgie des Erwachsenen (2008/ 2010) setzen das permanente Netz als die grundsätzliche Voraussetzung für eine
rückfallarme Bruchbehandlung an die erste Stelle der Prioitätsliste.
OP - Techniken
Historisch gesehen gibt es viele Wege nach Rom. Die Spannungsfreiheit wurde zum Erfolgkonzept der vergangenen Jahrzehnte. Die
spannungsfreie Hernienreparation ist nur unter Einsatz von einem nicht resorbablen Implantat realisierbar. Das heisst, dass der Bruchdefekt
nicht verschlossen wird, sondern mit Netz überbrückt wird. Dies reduziert das Rückfallrisiko und die postoperativen Schmerzen.
Grundsätzlich gibt es zwei Wege: Durch einen Leistenschnitt als konventionellen Zugang ("offen") oder durch die "Schlüssellochtechnik"
endoskopisch. Die bekannteste offene Netztechnik ist die OP nach Lichtenstein. Die Standarttechniken der minimalinvasiven Chirurgie sind TAPP und TEP.
Es gibt zahlreiche Gründe die endoskopischen Techniken zu bevorzugen. Sie bieten dem Patienten den grösstmöglichen Komfort, die
wenigsten Schmerzen unmittelbar, das kleinste Risiko der chronischen Schmerzen überhaupt, die sofortige Belastbarkeit und die
kürzeste Rekonvaleszenz bis zur "Normalisierung". Die längere Lernkurve er endoskopischen Techniken ist das Hauptargument der Gegner.
Nicht nur dass "Wissen Wie", sondern das "Können Wie" ist essentiell.
Sogar das National Institute of Clinical Excellence NICE (England) gibt die Empfehlung ab unter Voraussetzung: if expertize is present!!!
Resultate - Outcomes
Outcome ist der "deutscheste" Begriff für das eigentliche Ziel. Das Resultat in mehrfacher Form:
- Das Befinden des Patienten
- Die langfristige Qualität
- Die Effizienz der Therapie
- Die Volkswirtschaftlichkeit
Die von uns bevorzugten endoskopischen Techniken (TAPP/ TEP) liefern nicht nur in den seltenen Centers of Excellence,
sondern auch in unseren Händen folgende Resultate:
Rückfallsrate 0,6 - 1 %
Infektrate 0,0 %
Spitalaufenthalt postop. ca 24 - 36 Std.
Arbeitsausfall 3 - 10 Tage
Organisatorisches
Gehen Sie davon aus, dass unser Sekretariat kompetent ist Ihre Situation einzuschätzen. Haben Sie keine Hemmungen Ihre Wünsche schon bei
erster Kontaktaufnahme zu formulieren.(z.B. dringlicher Operations-Termin).
Die Einweisung durch Ihren Hausarzt wird geschätzt. Selbstverständlich können Sie sich aber auch selber direkt anmelden. Als ein Kompetenzzentrum der Parietologie (rund um die Bauchwand) fühlen wir uns professionell genug um Zweitmeinungsbeurteilungen
durchführen zu können.
Aufgrund der ersten Konsultation (ca 30-45 Min) kann in der Regel die Diagnose gestellt oder bestätigt werden und das weitere Vorgehen
besprochen und festgelegt werden. Zwecks Patientensicherheit braucht es je nach Alter, Grösse des Eingriffes und gesundheitlichem
Vorzustand eine hausärztliche Voruntersuchung um die theoretischen Risiken zu erkennen und entsprechende Vorkehrungen treffen zu können.
Allgemeine Begriffe
Bruch = Hernie
Leistenbruch = Inguinalhernie
Schenkelbruch = Femoralhernie
Nabelbruch = Umbilikalhernie
Zwerchfellbruch = Hiatushernie
Narbenbruch = Narbenhernie
Brüche kommen häufig vor. Es gibt viele Formen der Bauchwandbrüche, doch ist der Leistenbruch der
häufigste und bekannteste. Viele Leistenbrüche werden vom Patienten selbst festgestellt und als solche erkannt.
Nicht umsonst ist die Operation einer Inguinalhernie der häufigste wahlchirurgische Eingriff überhaupt.
Häufig gestellte Fragen
Was ist ein Bruch?
Ein Bruch (Hernie) ist ein Defekt (Loch) der Bauchwand, der zu einer Ausstülpung des Bauchfells
(Peritoneum - die innere Auskleidung der Bauchhöhle und Überzug aller Bauchorgane) führt.
Diese Bauchfellausstülpung (Bruchsack) kann (muss aber nicht) nebst Fettzotten, Harnblasenwand,
Bauchfellfettschicht auch Darmschlingen beinhalten. Unter bestimmten Umständen kann der Bruchinhalt einklemmen
(Inkarzeration) und lässt sich nicht wie üblich durch Hinlegen oder äusseren Druck in den Bauch zurückverlagern (reponieren).
Dies kann zu einer Durchblutungsstörung und Absterben des Bruchinhaltes führen (Strangulation und
Nekrose) mit erheblichen Folgen.
Wie sieht ein Leistenbruch aus?
Meistens bemerkt der Bruchträger im Stehen eine Vorwölbung in der Leiste, die im Liegen spontan verschwindet.
Kleine Brüche sind manchmal kaum sichtbar, verursachen jedoch häufig stärkere Beschwerden.
Was ist ein Schenkelbruch?
Der Schenkelbruch (Femoralhernie) ist eine typische Bruchform der Frau. Bei Männer seltenes Auftreten,
am ehesten ist diese Bruchform als Rückfall nach einem früheren Leisteneingriff zu sehen.
Muss der Leistenbruch immer schmerzhaft sein?
Der Schmerz ist nicht das regelmässige Hauptsymptom. Die meisten Beschwerden treten nach körperlicher
Anstrengung (Tragen, Heben, langes Laufen oder Stehen, Pressen, Sport, etc.) auf. Ein anhaltender
oder gar zunehmender Schmerz kann ein Warnzeichen für eine Einklemmung sein.
Wie schnell muss man handeln?
Ein Bruch hat keine Chance spontan auszuheilen. Die einzige sinnvolle Therapie ist eine operative Versorgung
als ein klassischer Wahleingriff. Ein Bruchband kann ein vorübergehendes Hilfsmittel sein, ist jedoch keine
zeitgemässe dauerhafte Lösung. Es kann den Bruchinhalt am Austritt hindern und somit helfen,
die Zeit bis zur definitiven Sanierung zu überbrücken.
Bei einer Einklemmung ist ein sofortiges Handeln erforderlich.
Was ist eine Einklemmung? Wie merkt man's?
Einklemmung = Inkarzeration.
Verfangt sich der Bruchinhalt im Bruchsack und gleitet nicht zurück, kann es unter Umständen zu einem akuten
Blutstau kommen. Dies ist sehr schmerzhaft und folgenschwer. Wird ein solcher Stau nicht innert wenigen Stunden behoben,
kann es zum Absterben des eingeklemmtes Gewebes kommen (Darmschlingen, Fettzotten, etc.) mit
erheblichen Konsequenzen.
Diagnostik
Stufe 1. Selbstbeobachtung:
Im Stehen oder nur unter Anstrengung auftretende Schwellung, welche im Liegen spontan verschwindet.
Stufe 2. Hausarzt:
Abtasten der Leistenregion im Stehen, unter Pressen oder Husten. Vorgeschichte.
Stufe 3. Spezialist, Chirurg:
In den allermeisten Fällen kann er/sie die Diagnose ohne zusätzliche Untersuchungen stellen. Bei unklarer Situation (Leistenbeschwerden ohne
fassbare Schwellung, untypische Schmerzen, Sportlerleistenschmerz, etc.) ist der nächste Schritt:
Stufe 4. Ultraschall:
Die Ultraschalluntersuchung (US) der Leiste gehört in die Hände eines erfahrenen Spezialisten. Die Diagnose-Stellung steht und fällt mit der Erfahrung des Untersuchers und der Qualität seiner Apparatur. Viele Ärzte haben ein Ultraschallgerät. Die wenigsten sind jedoch in der Lage die Leiste beurteilen zu können. Der US leistet einen sehr guten Dienst, ist aber nicht 100%-ig.
Stufe 5. MRI, Magnetresonanz:
Dieses doch nicht ganz billige Verfahren soll unter Pressen vorgenommen werden (Press MR). Es kann (muss aber nicht) die Diagnose erhärten, oder andere in Frage kommende Beschwerdenursachen eruieren.
Stufe 6. Herniographie:
Ein spezielles, invasives Röntgenverfahren. In die Bauchhöhle gespritztes Kontrastmittel kann helfen, die Ausstülpungen zu erfassen, hat aber eine eigenständige Komplikationsrate und gehört insgesamt eher in ein medizinisches Museum. Wenn schon invasiv, dann etwas, das zur Therapie führen kann:
Stufe 7. Diagnostische Laparoskopie:
(Bauchspiegelung), die zur Therapie erweitert werden kann: Laparoskopische Hernienreparation TAPP.
Aufklärung
Erfahren, was man hat, was einem fehlt oder was zu tun wäre, ist eine Mindestvoraussetzung, um persönliche Entscheidungen treffen
zu können. Ob jeder Patient nach einer adäquaten Aufklärung seine Erkrankung und deren Konsequenzen nachvollziehen, oder gar verstehen kann, ist fraglich. In der heutigen Informationsflut und deren Beliebigkeit kann das Internet zwar wertvolle Hinweise liefern, aber nicht
werten.
Wissen und Können schliessen sich nicht aus, sind aber in Durchschnittsituationen nicht immer zugleich vorhanden. Dies gilt in chirurgischen Disziplinen um so mehr. Die Hernien-Wissenschaft, Wissen und Können haben in den letzten 15 Jahren eine wesentliche Entwicklung durchgemacht. Die Existenz einer Bindegewebsschwäche (Herniosis, Kollagen-Defizienz) wurde erkannt, die Risikofaktoren ebenfalls. Der Beweis des vorteilhaften Einsetzens eines nicht resorbierbaren Netzes wurde erbracht.
Die "European Hernia Guidelines 2008", an deren Entstehen ich stellvertretend für die Schweiz mitverantwortlich bin,versuchen im Interesse aller Patienten die bestmöglichen Behandlungs-Strategien zu evaluieren, zu werten und unter Berücksichtigung künftiger Weiterentwicklungen zu verwalten.
Die Zeiten der Alleswisser sind beinahe vorbei, die Zeiten der Alleskönner sind es schon lange.
Der berechtigte Qualitätsanspruch auf die sogenannte banale Operation lässt es logisch erscheinen, dass auch in dieser Sparte Spezialisten Besseres zu bieten haben, als die vor 30 Jahren ausgebildeten Allrounder (z.B. Urologen).
Informieren Sie sich, fragen Sie.
Therapiewahl
Je nach Lokalisation und Grösse der Brüche, Gewebsqualität und Alter des Patienten, seiner zu erwartenden Körperbelastung, usw. gibt es
unterschiedliche Zugänge und unterschiedliche Operationstechniken. Grundsätzlich können Hernien "offen", d.h. durch einen grösseren Schnitt, oder "laparoskopisch/endoskopisch" durch kleine Schnitte angegangen werden. Da die therapeutischen Ansätze der Leistenbrüche,
Zwerchfellbrüche, Rückfallbrüche oder Narbenbrüche zu unterschiedlich sind, müssen sie jeweils separat besprochen werden.
Die endoskopischen Eingriffe erfordern ausnahmslos eine allgemeine Vollnarkose. Bei offenen Reparationstechniken der Leistenbrüche wäre nebst Narkose oder Rückenmark-anästhesie auch eine lokale Betäubung möglich. Diese erfreut sich jedoch keiner grossen Popularität, weder bei Patienten noch bei Chirurgen. Dank des pharmakologischen Fortschritts in der Anästhesie ist der anfängliche Enthusiasmus der möglichen Kosteneinsparung (vor allem in Skandinavien) durch die Realität eingeholt worden. In den meisten europäischen Ländern ist die Verwendung der örtlichen Betäubung rückläufig und liegt unter 5% aller Leistenbrüche.
Der grosse Fortschritt der Bruchchirurgie, die wesentlich selteneren Rückfälle, die verbesserte Lebensqualität der Patienten und deutlich schnellere Reintegration ins normale Leben haben einen gemeinsamen Nenner: Kunststoffnetze.
Es gilt heute als gesichertes Wissen (Evidenz basiert), dass die Verwendung der Netze in der Leistenbruchchirurgie eine klare Senkung der Rückfallsrate zu Folge hat ungeachtet des Zuganges und dass die "offenen Zugänge", s.o., deutlich mehr Schmerzen und längere
Arbeitsunfähigkeit verursachen. Die Netze haben eine rasante Entwicklung hinter (und vor) sich und verdienen schon wegen der Diversität der
unzähligen Produkte ein eigenes Kapitel.
Die Hernienchirurgie hat in den letzten Jahren einen grossen Wandel und Fortschritt erlebt. Ein Spezialisierungsprozess ist im Gang. Richten Sie Ihre Fragen deshalb an Fachspezialisten. Es lohnt sich.
Netze
Die Grundidee der Netzverstärkung ist das Einwachsen des Bindegewebes in ein nicht resorbables Gerüst. Die vollständige Inkorporation
des "Fremdkörpers" ist das Ziel. Wir liefern die Armierung und der Patient sein eigenes Beton.
Die ersten nicht resorbablen Polypropylen-Netze wurden durch Francis Usher 1962 eingeführt. Seither hat sich einiges geändert. Über 270 verschiedene Netze sind heute im Handel. Die heutigen Netze bestehen aus Polypropylen, Polyester, Polytetrafluoroethylen oder
Polyvinylidenfluorid. Einige beinhalten zusätzlich resorbable Anteile, welche die Handhabung verbessern oder Einwachsen des
Wirtsgewebes optimieren.Die anfänglich geforderte Stärke des Materials hat der Biokompatibilität weichen müssen. Das Resultat der
jahrzentenlanger Forschung sind die "materialreduzierten" Netze - light-weight meshes. Wenig Fremdkörper, genügende Stärke, minimale Narbenschrumpfung, optimales Verhalten. Im Klartext: Die netzbasierten Reparationstechniken weisen eine
eindeutig niedrigere Rückfallsrate auf. Abstossung des Netzes aufgrund der Nichtverträglichkeit gibt es nicht. Ein korrekt implantiertes Netz
wird vom Empfänger nicht gefühlt, nicht gespürt, nicht wahrgenommen. Ein Implantat (Fremdkörper) erhöht das Risiko einer Infektion mit nachteiligen Folgen. Die endoskopischen Techniken verursachen wesentlich weniger Infekte als die offenen Verfahren (Lichtenstein, Plug und Patch, etc.) Die eigene Infektionsrate seit 1992 bis 2013 bei über 4000 Netzen beträgt stolze 0,0 %!
Die Bedeutung der nicht resorbablen Netze in der Hernienchirurgie wurde durch zahlreiche Untersuchungen bekräftigt. Die Europäischen Richtlinien für Hernien-Chirurgie des Erwachsenen (2008/ 2010) setzen das permanente Netz als die grundsätzliche Voraussetzung für eine
rückfallarme Bruchbehandlung an die erste Stelle der Prioitätsliste.
OP - Techniken
Historisch gesehen gibt es viele Wege nach Rom. Die Spannungsfreiheit wurde zum Erfolgkonzept der vergangenen Jahrzehnte. Die
spannungsfreie Hernienreparation ist nur unter Einsatz von einem nicht resorbablen Implantat realisierbar. Das heisst, dass der Bruchdefekt
nicht verschlossen wird, sondern mit Netz überbrückt wird. Dies reduziert das Rückfallrisiko und die postoperativen Schmerzen.
Grundsätzlich gibt es zwei Wege: Durch einen Leistenschnitt als konventionellen Zugang ("offen") oder durch die "Schlüssellochtechnik"
endoskopisch. Die bekannteste offene Netztechnik ist die OP nach Lichtenstein. Die Standarttechniken der minimalinvasiven Chirurgie sind TAPP und TEP.
Es gibt zahlreiche Gründe die endoskopischen Techniken zu bevorzugen. Sie bieten dem Patienten den grösstmöglichen Komfort, die
wenigsten Schmerzen unmittelbar, das kleinste Risiko der chronischen Schmerzen überhaupt, die sofortige Belastbarkeit und die
kürzeste Rekonvaleszenz bis zur "Normalisierung". Die längere Lernkurve er endoskopischen Techniken ist das Hauptargument der Gegner.
Nicht nur dass "Wissen Wie", sondern das "Können Wie" ist essentiell.
Sogar das National Institute of Clinical Excellence NICE (England) gibt die Empfehlung ab unter Voraussetzung: if expertize is present!!!
Resultate - Outcomes
Outcome ist der "deutscheste" Begriff für das eigentliche Ziel. Das Resultat in mehrfacher Form:
- Das Befinden des Patienten
- Die langfristige Qualität
- Die Effizienz der Therapie
- Die Volkswirtschaftlichkeit
Die von uns bevorzugten endoskopischen Techniken (TAPP/ TEP) liefern nicht nur in den seltenen Centers of Excellence,
sondern auch in unseren Händen folgende Resultate:
Rückfallsrate 0,6 - 1 %
Infektrate 0,0 %
Spitalaufenthalt postop. ca 24 - 36 Std.
Arbeitsausfall 3 - 10 Tage
Organisatorisches
Gehen Sie davon aus, dass unser Sekretariat kompetent ist Ihre Situation einzuschätzen. Haben Sie keine Hemmungen Ihre Wünsche schon bei
erster Kontaktaufnahme zu formulieren.(z.B. dringlicher Operations-Termin).
Die Einweisung durch Ihren Hausarzt wird geschätzt. Selbstverständlich können Sie sich aber auch selber direkt anmelden. Als ein Kompetenzzentrum der Parietologie (rund um die Bauchwand) fühlen wir uns professionell genug um Zweitmeinungsbeurteilungen
durchführen zu können.
Aufgrund der ersten Konsultation (ca 30-45 Min) kann in der Regel die Diagnose gestellt oder bestätigt werden und das weitere Vorgehen
besprochen und festgelegt werden. Zwecks Patientensicherheit braucht es je nach Alter, Grösse des Eingriffes und gesundheitlichem
Vorzustand eine hausärztliche Voruntersuchung um die theoretischen Risiken zu erkennen und entsprechende Vorkehrungen treffen zu können.